«Abschlussprüfung» vor Urner Publikum

Mit einer Lehre konnte er nichts anfangen. Nun wird Tobias Oderbolz diplomierter Bewegungsschauspieler. Am 21. April zeigt er sein Können im Theater(uri).
07.04.2009
Er hat es eigentlich schon immer gewusst, was er will. Und was er nicht will. Für eine herkömmliche Lehre konnte sich der Altdorfer Tobias Oderbolz nach beendeter Sekundarschule nicht erwärmen. Einen entsprechenden Versuch brach er nach kurzer Zeit ab. Viel lieber wollte er etwas im künstlerischen Bereich in Angriff nehmen. «Und niemand würde mich daran hindern können», darüber war er sich schon immer klar. So verliess Tobias Oderbolz als 16-Jähriger den Kanton Uri Richtung Luzern, wo er die Kunstgewerbeschule anfing und ebenfalls kurze Zeit später abbrach.

Von A bis Z selber entwickelt

Am Dienstag, 21. April, kehrt der inzwischen 21-jährige Tobias Oderbolz in den Kanton Uri zurück. Als fast ausgebildeter Bewegungsschauspieler. Im Theater(uri) wird er zusammen mit acht jungen Frauen auf der Bühne stehen und als Abschlussarbeit der Zürcher Theaterschule Comart drei kurze Stücke zur Aufführung bringen. «Die Comart ist nicht nur eine Theater- und Schauspielschule, sondern vor allem eine Erfinderschule», hält Tobias Oderbolz fest. So handelt es sich bei der Theaterproduktion der diesjährigen Abschlussklasse um ein von A bis Z selbst entwickeltes Werk: vom Inhalt der Stücke über die Kostüme, das Licht und die Technik bis zum Bühnenbild wurde alles selber hergestellt. Premiere ist heute Mittwoch, 8. April, auf der Comart-Studiobühne in Zürich. Am 21. April ist Altdorf die fünfte Station der Schweizertournee. An der Derniere vom 28. Juni in Zürich darf Tobias Oderbolz dann sein Berufsdiplom als Bewegungsschauspieler entgegennehmen.

«Spinnst du?»

Tobias Oderbolz weiss, dass seine Berufsfindung für ihn und für seine Eltern nicht immer einfach war. Nach dem Vorkurs an der Kunstgewerbeschule in Luzern entschloss er sich, dort nicht weiterzumachen. «Es war eine gute Zeit, aber ich wollte mehr», erinnert er sich. Er habe die Möglichkeit vermisst, sich mit dem eigenen Körper auszudrücken.
Nach dem Vorkurs in Luzern entdeckte Tobias Oderbolz zufälligerweise die Schule Comart. Er rief den Schulleiter Albi Brunner an und fragte, ob es möglich sei, an der Aufnahmeprüfung, die eine Woche später stattfand, teilzunehmen. Das war es. Tobias Oderbolz bestand die Prüfung, worauf er seinen Eltern telefonierte und mitteilte, er möchte nun Schauspieler werden. «Spinnst du?», habe in etwa die Reaktion gelautet. Doch schliesslich konnte er die Eltern überzeugen. «Ohne die Unterstützung meiner Eltern hätte ich die Schule niemals gemacht. Sie sind mir immer mit viel Liebe, Vertrauen und vor allem auch mit Neugier beigestanden. Das war mir sehr wichtig.» Bei der ersten Vorstellung - in der Schule Comart stehen die Lernenden halbjährlich einmal auf der Bühne - sassen auch Tobias Oderbolz' Eltern im Publikum. «Sie waren begeistert und auch ein bisschen stolz, denke ich.»

Tanz und Akrobatik

Das Bewegungsschauspiel, wie es an der Schule Comart unterrichtet wird, unterscheidet sich vom klassischen Schauspiel dadurch, dass vor allem dem Nonverbalen ein grosser Stellenwert eingeräumt wird. Akrobatik, Tanz und Pantomime sind sehr wichtig. Tobias Oderbolz glaubt, dass seine grössten Stärken im Bereich Tanz und Akrobatik liegen. Im vergangenen Sommer besuchte er gar einen Workshop in der Zirkusschule in Budapest zu diesem Thema. «Ich sehe meine Zukunft weniger auf einer klassischen Theaterbühne», führt er aus.
Ein wichtiges Ausdrucksmittel für Tobias Oderbolz ist auch die Musik. Er spielt Klavier, Akkordeon, Gitarre und Perkussion. Nächstes Projekt sei die Violine. «Doch zuerst muss ich eine Wohnung finden, in der ich üben kann, ohne dass sich alle zu nerven brauchen.

An die Musicalschule?

Was geschieht nach der Derniere, wenn er sein Diplom in den Händen halten wird? Tobias Oderbolz beschäftigt sich schon länger mit dieser Frage. Er gibt zu, dass ihm ein Entscheid nicht leicht fällt. «Im Verlaufe der Ausbildung sind viele Ideen zusammengekommen. Zum Beispiel, dass ich in der Kleinkunstszene Fuss zu fassen versuche.» Im Moment interessiere ihn auch die Musicalszene sehr. Vor knapp einem Jahr sei er nach Hamburg gereist und habe die Aufnahmeprüfung an der Hamburger Musicalschule abgelegt - und bestanden. «Ich wäre angenommen worden. Doch für mich war klar, dass ich die Ausbildung bei Comart beenden möchte.» Sollte sich nun die Möglichkeit ergeben, dass er in Hamburg an der Musicalschule ein Intensivjahr machen kann, wäre dies für ihn sicherlich eine interessante Option. Nochmals eine mehrjährige Ausbildung anzuhängen, kommt für ihn aber nicht in Frage. «Ich bin im Moment ausbildungsmässig gesättigt. Nun kommt der praktische Teil!»

Die Aufführung vom 21. April im Theater(uri) beginnt um 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei (Türkollekte).

Markus Arnold


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