Am Sonntag, 18. Mai, führt das Alters- und Pflegeheim Rüttigarten zusammen mit der Stiftung der Behindertenbetriebe Uri (SBU) das 1. Rüttifäscht durch. Ziel der Veranstaltung ist die Begegnung von Leuten mit Behinderungen, alten Menschen und Quartier- und Gemeindebewohnern. Eingeladen sind aber alle, die den Kontakt zu verschiedenen Menschen suchen und bei dieser Gelegenheit einen Abstecher in die Cafeteria des Alters- und Pflegeheims machen möchten, um das berühmte Fresko von Hans Erni zu bewundern, das seit Januar diesen Jahres den Raum verschönert. Das Fresko ist zweifelsohne ein Blickfang und passt ausgezeichnet in die Cafeteria des «Rüttigartens». Der dargestellte Wehrwille und die Energie, die aus dem Bild hervorgehen, stehen im Gegensatz zur langsam schwindenden Kraft der Heimbewohnerinnen und -bewohner. Die Reaktion ihrerseits fiel nach Angaben des Geschäftsleiters Pius Fuchs eher durchzogen aus. Während die einen lieber ein realistisches Landschaftsbild an der Rückwand sehen würden, sind andere hell begeistert von der Ausstrahlung dieses Erni-Freskos.
Ein Stück AktivdienstHans Erni war im Zweiten Weltkrieg als Motorfahrer im Rynächt stationiert und erfüllte dort seinen Aktivdienst. Der begnadete Künstler aus Luzern schuf damals das Fresko über dem Cheminée in der Offizierskantine. Die Unterkunft war vollständig zum Wohnen der Truppen ausgebaut. Der Rynächt gehörte als Teilbereich zum Eidgenössischen Zeughaus Amsteg. Mitte der Achtzigerjahre entschied der Bund, die Truppenunterkunft aus Sicherheitsgründen nicht mehr zu verwenden. Die Anlage sollte lediglich der Bewirtschaftung von Material und Munition dienen. Damit wurden die Wohnräumlichkeiten überflüssig. Man erinnerte sich des Freskos von Erni und nahm mit ihm Kontakt auf, um zu erfahren, ob es sich lohnen würde, das Fresko aus dem Riegelwerk herauszunehmen und zu restaurieren. Hans Erni war sofort einverstanden und stellte sich mit seinem Restaurator zur Verfügung. Das Fresko war zum Teil angeschwärzt und zweigeteilt. Es musste zuerst aus der Mauer herausgelöst und in die heutige Form gebracht werden. Bei der Schnittstelle fügte Hans Erni später seine persönliche Widmung ein. Das fertig restaurierte Fresko fand 1989 einen Standort im Eidgenössischen Zeughaus in Amsteg, wo es bis zum Umzug in den «Rüttigarten» blieb.
Ein Glücksfall für den
«Rüttigarten»Man kann sich mit Recht fragen, wie das Altersheim Rüttigarten zu einem so einzigartigen Werk Ernis kam. Mit der Reorganisation der Logistikbasis der Armee wurde das Zeughaus Amsteg aufgelöst. Die Frage stellte sich erneut, was mit dem Fresko geschehen soll. Inzwischen hatte der Bund nämlich entschieden, dass die Kunstwerke von Militärbauten in den Kantonen bleiben, in welchen sie hergestellt wurden. Damit kam der Kanton Uri in den Besitz des Freskos.
Da der Kanton dieses der Herstellergemeinde Schattdorf als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte und diese selber keinen geeigneten Platz dafür frei hatte, bekam das Alters- und Pflegeheim Rüttigarten die einmalige Chance, das Fresko zu übernehmen. Seit Januar 2008 ziert das Kunstwerk mit dem Namen «Muni Mag 5» die Cafeteria im Erdgeschoss. Restaurator Mario Christen schrieb auf die Rückseite: «In diesen Monaten Sept./Okt./Nov. 1986 von Restaurator Mario Christen, Luzern, vom ursprünglichen Standort: Off.-Essraum im KMV-Areal Rynächt, Schattdorf abgelöst, auf einen neuen Träger übertragen und restauriert. Aus den beiden Bildern wurde eines gemacht, und am 28. November 1986 schrieb Kunstmaler Hans Erni den Titel und den Entstehungsgrund zwischen die Figurengruppen. Amsteg, 1. Dezember 1986, Gemälderestaurator Mario Christen.»
Kunstbegegnung am RüttifäschtPius Fuchs freut sich, dass er mit dem 1. Rüttifest vielen Gästen Gelegenheit bieten kann, das Fresko von Hans Erni zu bewundern. Daneben wird es eine Festwirtschaft, Spiele für die Kinder und musikalische Unterhaltung mit den «Schattdorfer Nachtbüäbä» von 13.00 bis 14.30 Uhr sowie dem Handorgelduo Gisler/Arnold von 14.30 bis 17.00 Uhr geben.
Robi Kuster