«Es ist eine Ehre, bei einer Geburt dabei sein zu dürfen»

Silvia Arnold-Föhn begleitet Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett. Dabei steht das persönliche Gespräch im Vordergrund.
04.05.2010
Beim Wort «Schwangerschaftskontrolle» denkt man gemeinhin an eine Arztpraxis mit Gynäkologiestuhl und medizinischer Beratung. Eine Schwangerschaftskontrolle kann aber auch anders ablaufen. Beispielsweise bei Silvia Arnold-Föhn. Sie ist als eine von insgesamt acht freischaffenden Hebammen in Uri im Einsatz und begleitet schwangere Frauen vor, während und nach einer Geburt. Anlässlich des internationalen Hebammentags von heute Mittwoch, 5. Mai, begleitete das «Urner Wochenblatt» die 30-Jährige bei einem Besuch.

Wohnzimmer statt Arztpraxis

Silvia Arnold-Föhn klingelt an der Tür von Jeanette Arnold in Bürglen. Der 27-Jährigen im neunten Monat steht eine Schwangerschaftskontrolle bevor. Die Begrüssung ist herzlich. Beide Frauen scheinen sich auf die bevorstehende Untersuchung zu freuen. Silvia Arnold-Föhn folgt ihr ins Wohnzimmer. «Ich besuche die Frauen immer zu Hause», erklärt sie. Das weiss Jeanette Arnold zu schätzen: «Die Atmosphäre ist einfach anders als in der Frauenarztpraxis auf dem Gynäkologiestuhl.» Den braucht die Hebamme für die Schwangerschaftskontrolle nämlich nicht. Silvia Arnold-Föhn hat die benötigten Utensilien in einem kleinen Koffer dabei.

Alles ausser Ultraschall

«Während einer problemlosen Schwangerschaft führen wir sechs bis acht Kontrollen durch», erklärt Silvia Arnold-Föhn. Dabei werden alle Untersuchungen angestellt, wie sie eine Gynäkologin beziehungsweise ein Gynäkologe auch machen würde. «Ausser Ultraschall, das machen wir nicht.» Eine Hebamme ertastet die Lage des Kindes, misst den Bauchumfang, kontrolliert Urin und Blut, überprüft die Gewichtszunahme und misst den Blutdruck. Und natürlich der Höhepunkt einer Schwangerschaftskontrolle: Die Herztöne des Ungeborenen werden abgehört. Die Zusammenarbeit mit der Frauenärztin beziehungsweise dem Frauenarzt ist für die Hebamme wichtig. «Für die regulären Ultraschalluntersuchungen oder falls vorzeitige Wehen auftreten, arbeiten wir eng mit den Ärztinnen und Ärzten zusammen.»

Unter Einbezug des Umfelds

Jeanette Arnold legt sich auf ihr Sofa, als plötzlich der Babyfunk aktiv wird. «Mama!», ruft ihre 20 Monate alte Tochter Silja. Gerade rechtzeitig ist sie aus ihrem Mittagsschlaf erwacht und freut sich über den Besuch der Hebamme. «Messen!», ruft Silja vorfreudig und setzt sich neben ihre Mutter aufs Sofa. «Das ist einer der tollen Aspekte meiner Arbeit: Man kann das ganze Umfeld in die Kontrolle miteinbeziehen. So können sowohl die werdenden Väter als auch die Kinder den Weg der Schwangerschaft mit uns gehen», sagt Silvia Arnold-Föhn, während sie der kleinen Silja das Messband leiht. «Davon profitiere auch ich als Mutter», fügt Jeanette Arnold an. «In einer Praxis könnte sich Silja nicht so frei bewegen.» Gemeinsam mit Silvia Arnold-Föhn beträufelt Silja das «Top Ton» mit Gel - und alle lauschen dem Herzklopfen des Ungeborenen.

Eine berührende Arbeit

Schon als Schulkind wollte Silvia Arnold-Föhn Hebamme werden. Als bei ihrer Ausbildung zur Kleinkinderzieherin die Themen Schwangerschaft und Geburt behandelt wurden, packte sie der Wunsch wieder. Anschliessend absolvierte Silvia Arnold-Föhn die dreijährige Ausbildung zur Hebamme. «Es ist eine grosse Ehre, Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt und auch danach zu begleiten», schwärmt sie. Vor allem die Geburt sei ein Ereignis, das sich kaum in Worte fassen lässt. «Dass ich Teil eines so intimen Moments sein darf, ist ein wunderbares Geschenk!» Vor einem Jahr wurde Silvia Arnold-Föhn selber Mutter. Seither berühren sie die Freuden und Leiden der Schwangeren noch mehr als zuvor. «Da muss ich bei einer Geburt schon ab und zu Freudentränen unterdrücken.»

Gespräch im Zentrum

Die Schwangerschaftskontrolle ist zu Ende, die Werte allesamt gut. «Ich wünsche Jeanette eine wunderbare Geburt», sagt Silvia Arnold-Föhn. So wie es ausschaut, könne Jeanette Arnold bereits ab kommender Woche gebären. Die Schwangere geniesst die Betreuung durch die Hebamme: «Es ist einfach persönlicher als beim Arzt.» Als sie unter Rückenschmerzen gelitten hat, habe sie ab und an eine SMS von Silvia Arnold-Föhn erhalten. «Sie gibt mir das Gefühl, dass jemand da ist, wenn ich ihn brauche!» Diese persönliche Ebene schätzt auch Silvia Arnold-Föhn: «Das Gespräch ist in meiner Arbeit zentral. Als Hebamme hat man Zeit, sich den Fragen zu widmen, die nicht immer medizinischer Natur sind.»

Von der Krankenkasse bezahlt

Folgende Leistungen werden von der Grundversicherung der Krankenkassen bezahlt: Sechs Schwangerschaftskontrollen durch die Hebamme zu Hause, in der Hebammenpraxis oder im Geburtshaus, 100 Franken an die Kosten eines von Hebammen angebotenen Geburtsvorbereitungskurses, Betreuung während der Geburt, Wochenbettbetreuung bis zum zehnten Tag nach der Geburt, drei Stillberatungen sowie eine Nachkontrolle. Weitere Infos und eine Liste der tätigen Hebammen in Uri unter: www.hebammen-zentralschweiz.ch.

Carmen Epp


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