Zahlreiche Urner Jugendliche absolvieren ihre Berufs- oder Hochschulausbildung ausserkantonal. Die Gründe dafür sind vielfältig. Im Hinblick auf die oft diskutierte Abwanderungsproblematik ländlicher Kantone interessieren vielmehr Fragen wie: Werden die Jugendlichen zurückkehren und im Kanton Uri Fuss fassen? Wie zuversichtlich blicken sie in eine Zukunft in Uri? Wo sehen sie Entwicklungspotenzial für ein Uri der dritten Generation? - «Der Soziale Weg» fragte nach.
Von Wochenendrückkehrern ...Dass Urner Studentinnen und Studenten selbst als Wochenaufenthalter in den Hochschulkantonen ihren Heimatkanton stolz präsentieren, beweist unter anderem das sogenannte StudiVZ, ein Internetportal für Studierende aus aller Welt, in dem sich bereits 90 Mitglieder zur Gruppe der «am Wochenende immer wieder in den Kanton Uri Zurückkehrenden» bekennen. Bei der Beschreibung ist zu lesen: «Für das Wochenende in den Kanton Uri zurückgehen ist doch immer wieder das Schönste der Woche.» Fragt man nach dem Grund der allwöchentlichen Rückkehr, lässt die Antwort nicht lange auf sich warten; so gibt beispielsweise Helen Arnold aus Altdorf an, dass für sie die Pflege von Freundschaften zu Urner Freundinnen und Freunden ein ausschlaggebender Punkt sei, und Corinne Hochstrasser, angehende Lehrerin aus Attinghausen, fügt hinzu: «Ich bin hier aufgewachsen und kehre gerne zu meinen Wurzeln zurück.»
... und zweifach beheimateten WeltenbummlernDie Frage, wo sich Urner Studentinnen und Studenten denn nun mehr zu Hause fühlen - im Kanton Uri oder ihrem Studienort - erweist sich sodann als komplizierter als erwartet: «Es kommt darauf an, wie man Heimat beziehungsweise Zuhause definiert», erläutert Helen Arnold. Es gebe verschiedene Arten von Zuhausesein; während sie im Studienkanton eher ein Alltagszuhause erlebe, stelle der Kanton Uri eher eine Art Geborgenheitszuhause dar. Dies kann auch Daniel Truttmann aus Schattdorf bestätigen: «Man befindet sich wie in zwei Welten, in denen man sich auf verschiedene Arten beheimatet fühlt.» Auch Corinne Hochstrasser bekennt sich als Weltenbummlerin und erläutert, dass ihr im Kanton Uri vor allem ihre Freunde und die Familie immer wieder ein Gefühl vermitteln, nach Hause zurückzukehren.
«Es müsste noch einiges
getan werden»Möchten junge Urnerinnen und Urner, die ausserkantonal eine Ausbildung absolvieren, gerne im Kanton Uri festen Fuss fassen? Diese Frage stösst vor allem bei Studentinnen und Studenten auf kritische Blicke. «Ich würde nach dem Studium gerne hier arbeiten, aber die Chancen auf Arbeitsplätze vor allem für Studierende sind doch eher gering», erläutert Daniel Truttmann wenig zuversichtlich. Auch Helen Arnold blickt nicht optimistisch in eine mögliche Zukunft im Kanton Uri, hält aber fest, dass sie sich bei identischen Jobangeboten in Uri und beispielsweise Zürich für den Arbeitsplatz im Kanton Uri entscheiden würde. «Wenn man den Kanton Uri für die dritte Generation auch in Zukunft attraktiver machen möchte, müsste noch einiges getan werden», zeigt sich Corinne Hochstrasser überzeugt.
Kulturelle und wirtschaftliche Vielfalt gewünscht
Einen der Gründe für das viel diskutierte Problem der Abwanderung junger Urnerinnen und Urner sieht Helen Arnold im geringeren kulturellen und auch wirtschaftlichen Angebot eines ländlichen gegenüber eines städtischen Kantons. «Man müsste progressiver sein und den Blick für die Bedürfnisse der Jugend vermehrt schärfen», fügt sie hinzu.
Corinne Hochstrasser wünscht sich für die Zukunft des Kantons Uri mehr Offenheit und Mobilität, denn in einem ist sich wohl die Mehrheit der jungen Urnerinnen und Urner einig. «Die vielfältige Landschaft, die familiäre Atmosphäre und die Rückzugsmöglichkeiten des Kantons Uri möchte man nur sehr ungern missen», konstatiert Corinne Hochstrasser abschliessend.
Carmen Epp