Schattdorfer holen zweimal SM-Gold

Die Schattdorfer Turner übertrafen alle Erwartungen: Marcel Erismann holte den Schweizermeistertitel, ebenso die Mannschaft, und Claudio Dubacher gewann Bronze.
13.11.2007
Der Final der Schweizermeisterschaften in Bazenheid hatte es aus Urner Sicht in sich. So übertrafen die Schattdorfer Geräteturner alle in sie gesetzten Erwartungen. Den Heimkehrern wurde deshalb am letzten Sonntagabend ein rauschender Empfang bereitet. Angehörige, Fans sowie Vorstandsmitglieder des TV Schattdorf zählten im Restaurant Brückli zu den Gratulanten. Auch Gemeindepräsident Beat Walker liess es sich nicht nehmen, sich persönlich einzufinden und zu gratulieren.

Der Höhenflug von Marcel Erismann

Mit einem ganz besonderen Eklat wartete bei den Einzel-Finalwettkämpfen der 20-jährige Marcel Erismann auf. In der Kategorie 6 startete er am Boden etwas verhalten (Note 9,30). Bereits in der zweiten Disziplin, an den Ringen, drehte er aber mit hohen Schwüngen und sehr guter Spannung beeindruckend auf (9,60). Auch der Sprung, welchen er selber als «nicht besonders meine Stärke» einstufte, gelang gut (9,20). Am Barren folgte die gewohnt souveräne Vorstellung (9,50). Keine Nerven schien Marcel Erismann schliesslich am Reck zu besitzen. Wollte er den nationalen Titel nämlich nach Hause entführen, musste die Note 9,50 erreicht werden. Der Schattdorfer ging voll konzentriert ans Werk und beeindruckte mit 9,65 Punkten. Er sicherte sich somit den Sieg (Gesamtnote: 47,25). Seinen engsten Widersacher, Christoph Laube, Wettingen, liess er mit 0,20 Zählern Differenz respektlos hinter sich. «Mein persönliches Ziel war vor der Meisterschaft der 3. Platz. Dass es mir nun bereits im zweiten Jahr in der Kategorie 6 zur Goldmedaille reichen würde, hätte ich nie gedacht. Die intensiven Trainings haben sich eben gelohnt», kommentierte der sichtlich gerührte Marcel Erismann, als er am Ziel seiner Träume angelangt war.
Unter den 61 Finalisten in der Stärkeklasse 6 mixte auch Reto Baumann mit. Der Schattdorfer wartete mit einem soliden Wettkampf auf. Er setzte all das um, was er im Verlaufe der letzten Wochen in seinem Programm verbessert hatte und rangierte sich als 42. mit total 44,00 Punkten. Beim Sprung gelang ihm mit 9,15 seine persönliche Tagesbestnote. Leider verliess ihn das Wettkampfglück am Reck. Er hatte einen fatalen Sturz zu beklagen, was ihn mit Bestimmtheit mindestens einen Zähler und schliesslich auch die Auszeichnung kostete.

Zufriedener Claudio Dubacher

In der Kategorie 5 hatten sich 57 Turner für den Final qualifiziert, darunter Claudio Dubacher (Jahrgang 1992). Der Schattdorfer zeigte am Boden eine gewisse Nervosität (Note 9,10), steigerte sich aber in der Folge unverkennbar. Bereits an den Ringen gelang dem Schattdorfer eine Toppräsentation; die Übung trug ihm die Bestnote aller K5-Akteure (9,45) ein. Die weiteren Wertungen von Claudio Dubacher: Sprung 9,55, Barren 9,35 und Reck 8,80 Punkte. Mit insgesamt 46,25 Zählern musste er sich lediglich durch die beiden Berner Marco Navarra sowie Stefan Gisler übertrumpfen lassen. Sein Fazit: «Den 3. Platz werte ich für mich wie einen 1. Mit dem Erreichten bin ich sehr zufrieden, zumal ich erst in meinem zweiten K5-Jahr stecke.»
Leiter Adrian Richiger, der die Einzelturner am Samstag betreute, meinte: «Unsere zusätzlichen Trainings haben sich voll ausbezahlt. Die gesteckten Ziele haben wir mit einem Titelgewinn und der Eroberung einer weiteren Medaille mehr als erreicht.»

Es folgte das Sahnehäubchen am Sonntag

Zum Mannschaftsfinal in der Kategorie B starteten am Sonntag 17 Formationen, darunter auch die Favoriten Aargau und Zürich. Was das Urner Team unter der Leitung von Urban Renggli dann auf das Parkett zauberte, war Sonderklasse - offenbar verfehlte auch die lautstarke Unterstützung der grossen mitgereisten Urner Fangemeinde ihre entsprechende Wirkung nicht. Die Schattdorfer Turner (Marcel Erismann, Reto Baumann, André Gisler, Christoph Zgraggen sowie Claudio Dubacher) gingen voll konzentriert zur Sache. Vom Start weg kam auch der beeindruckende Teamgeist der Urschweizer voll zum Tragen. Bereits der Auftakt mit dem Sprung - der «Zitterdisziplin» der Schattdorfer - wurde bes-tens überstanden. Sämtliche Wertungen lagen zwischen 9,35 und 9,50 Punkten. Vor dem letzten Gerät belegten die Schattdorfer Rang 2. Nun hiess es, an den Schaukelringen die Nerven zu bewahren. Sehenswerte Spannung, hohe Schwünge und eine beinahe fehlerfreie Ausführung liessen die Note 9,50 Tatsache werden. Mit dem sensationellen Total von 186,30 Zählern (vor den Favoriten Aargau und Zürich) und einem beachtlichen Vorsprung von 0,75 auf die Silbermedaillengewinner gewannen die Schattdorfer den Landesmeistertitel. «Unsere Turner vermochten ihre Trainingsleistungen vollumfänglich abzurufen, ja sogar noch zu steigern. Es war für mich eine echte Freude, dieses verschworene Team betreuen zu dürfen. Die eroberte Goldmedaille lag weit über den Erwartungen, mit welchen wir in Bazenheid angetreten waren», bilanzierte Urban Renggli.

Ruedi Ammann


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